Stefan Michenthaler

Die Geschichte vom Dahinscheiden der reinen Seele

Die Seele wird geboren jung und rein,
doch so wird es nicht immer sein.
Sie wird älter, sie wächst heran, 
und das Leben zieht sie in seine Bahn.

Die Seele kennt im Leben nur ein Ziel!
Nur Game Over Tod beendet dieses Spiel!
Der Weg dorthin ist gepflastert mit Warten,
und ab und an Ereigniskarten.
Es gibt gute und auch schlechte.
Linke Wege sowie rechte.

Egal auf welchem Weg die Seele auch verweilt,
die harte Realität sie bald ereilt.
Ihre Träume zerfallen zu Staub.
Es kommt ihr vor, wie schwerer Raub. 
Sie hält sie fest, so gut sie kann,
doch zu stark ist Meister Rabes Bann.

Die junge Seele lernt, sich an nichts Gutes mehr zu binden.
Denn dann kann es ihr nicht schmerzlich genommen werden.
Trotzdem versucht sie ständig noch das Licht zu finden,
auf von ihr bewandert Erden.

Meister Rabe spricht mit ihr, laut und schrill
und am Ende bekommt er immer, was er will.
Er verleitet sie zu falschem Glück.
Von da an gibt es kein Zurück.

Die Seele wird langsam klein
und Schatten ziehen bei ihr ein.
Von Geburt an strahlte sie weit und hell.
Nun hört sie schon des Zerberus Gebell.

Seine Flügel breitet Meister Rabe aus,
die Seele sieht dann voller Graus
des Raben wahr Gesicht.
Was auf sie wartet, will sie nicht.

Mit aller Kraft will sie sich retten,
doch der Teufel spannt die Ketten.
Reglos, hilflos, starr,
vergisst sie, was vergangen war.

Die Zeit verschwimmt, gleich wie der Raum,
die Qualen spürt sie nur mehr kaum.
Die Seele wird ganz schwarz und leer.
Ziele hat sie keine mehr.

Der Teufel selbst hat’s so bestimmt,
das niemand seinem Griff entrinnt.
Folter, Schmerz und Qual
waren der Seele eigen Wahl.

Wär sie doch nur anders abgebogen,
hätt sie nicht gehört auf den Vogel, der sie nur belogen,
hätt sie nicht ihr eigen Ziel betrogen,
hätt der Teufel sie nie in Bann gezogen, 
wär sie doch nur anders abgebogen.

Sie würde nun über ihren eigen Weg gar fliegen,
über größte Schatten könnt  sie nun siegen,
ihr eigen Schicksal spielend leicht verbiegen,
ab und zu am Wegesrand im Sonnenlicht liegen
und beim Fangenspiel ihr wahres Glück auch kriegen.

Diesen Traum, den hat sie noch.
Heraus will sie aus diesem Loch. 
Doch zu hoch sind ihr die Wände
und viel zu klein ihre Hände.

Ins Freie klettern kann sie nicht,
solange der Rabe zu ihr spricht.
Ignorieren will sie dieses Biest,
das in seinem schwarzen Büchlein liest.

Während er die Verse an ihren Kopf schrill schmettert,
die Seele steil nach oben klettert.
Er wundert sich, was es ihr bringt.
Mit letzter Kraft
hat sie´s bis zu Hälfte nur geschafft
und sie springt.

Im Fall denkt sie an ihr Dasein,
als Seele jung und rein.
Der Teufel schreit: „Das kann nicht wahr sein!
Was fällt ihr ein?
Mir zu entrinnen!
Jetzt muss von Neuem ich beginnen!
Neue Seelen zu vergiften
und Unruhe zu stiften!“

So fängt er an, neue Opfer sich zu suchen.
Man hört ihn noch ne Weile fluchen,
Dann wird es still.
Er fand schon wieder, was er haben will.

Ist deine Seele auch noch rein,
könntest du der Nächste sein!
Drum pass gut auf und hör auf meinen Rat:

Hör auf keinen Vogel, der spricht zu dir auf deinem Pfad!
Lasst euch das eine Warnung sein
und lasst euch nicht mit Raben ein!

Stefan Michenthaler

Politik im bunten Schilderwald

Vor jeder Wahl stechen uns unzählige rote, schwarze, blaue, grüne, sogar pinke Parteiplakate ins Auge.

Mit nahezu perfekten Deutschkenntnissen locken Sprüche wie „Hawedere, Atmosphäre!“ oder „Ich bin Öffi für alles!“. Andere erinnern uns daran, wie tolerant Österreich doch sein kann und werben mit Plakattexten wie „Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe“. (mehr …)

Eines Tages …

Eines Tages,
wenn nicht heute, vielleicht bald,
wird geschehen völlig Arges
mit Wiesen, Feldern, Wald.

Man wird sehen ein Bild,
ganz und gar verworren,
keine Tiere, Haustier oder Wild,
und Pflanzen, die verdorren.

Die Welt, wie wir sie kennen,
wird zugrunde gehen.
Bäume werden brennen,
bis keiner wird mehr stehen.

Zukünftige Menschen werden flehen,
während sie aufs Ende warten.
Könnten wir nur machen ungeschehen
unserer Vorgänger schlechte Taten.

Smog wird ziehen über Stadt und Land,
den Himmel wird man nicht mehr sehen
an den Städten Rand,
wo die größten Hallen stehen.

Die Älteren sehnen sich nach früherer Zeit,
die Jungen kennen nur dies fade Licht.
Es geht sogar so weit,
sie kennen auch die Sterne nicht.

Die Eltern erzählen ihren Kindern,
was es früher alles gab.
Von Pferden, Schweinen, Rindern,
die verrotten nun im Grab.

Das Essen ging schon lange aus,
Kannibalismus bräucht’s zum Überleben.
Die Menschheit, so ein Graus,
wird’s bald nicht mehr geben.

Ist der letzte Mensch gestorben,
stehen die Fabriken still.
Das Land ist schon lang verdorben,
doch die Erde leben will.

Lange wird es dauern,
doch es wird geschehen.
Der Menschen Körper, sie versauern,
neues Leben wird daraus entstehen.

Eines Tages,
wenn nicht heute, vielleicht bald,
wird der Mensch Geschichte sein.
Geschehen wird dann völlig Arges,
entstehen werden Wiesen, Felder, Wald.

Die Erde wäscht sich rein.